Ernährungstrends auf Social Media: Zwischen Hype und Risiko
Kennst du das auch?
Du scrollst durch Instagram oder TikTok, suchst vielleicht nach Tipps für deine Histaminintoleranz oder andere Unverträglichkeiten – und plötzlich starrt dich eine Überschrift an wie „Brot ist dein Feind!“ oder „Trinkwasser vergiftet dich!“...
... Solche alarmierenden Behauptungen fluten häufig die Feeds. Dahinter verbirgt sich oft nicht mehr als ein selbsternannter Experte, der dir den vermeintlichen ultimativen Ernährungshack verkaufen will. Dabei weißt du gar nicht, ob diese Person überhaupt fachkundig ist – auf Social Media können sich viele Menschen leicht als „Dr.“ ausgeben.Gerade wer mit einer Histaminintoleranz oder anderen Unverträglichkeiten kämpft, fühlt sich zu Beginn oft hilflos und sucht verzweifelt Rat im Internet.Wichtig ist aber: Nicht jeder Online-Trend hilft wirklich.Und nicht alles, was hilfreich sein kann, ist automatisch unbedenklich. Wir zeigen dir Wege, wie du selbst achtsam auf Social Media unterwegs sein kannst.
Verlockende Mythen und typische Warnsignale
In den sozialen Medien kursieren unzählige Mythen und Halbwahrheiten rund ums Essen.
Schlagworte wie „Superfood“, „Schlank im Schlaf“ oder „Entgifte deinen Körper“ versprechen viel – und sind meist wenig fundiert.
Ernährungsmediziner Martin Smollich aus Lübeck warnt eindringlich:
Extrem-Aussagen wie „Das solltest du nie wieder essen!“, unseriöse Versprechen wie „10 Kilo in 2 Wochen abnehmen!“ oder private Anekdoten („Bei meiner Freundin hat es geholfen“) sind typische Red Flags.
Auch Influencer schüren mit solchen Versprechungen Ängste oder Hoffnungen.
Ein Beispiel: In manchen Videos wird fälschlich behauptet, Eier würden den Cholesterinspiegel völlig in die Höhe treiben.
Dr. Torsten Bohn vom Luxembourg Institute of Health klärt auf: Das stimmt nur teilweise. Unser Körper produziert den Großteil des Cholesterins selbst – Eier komplett zu verbannen ist daher nicht zielführend, schließlich liefern sie wertvolle Nährstoffe. Ebenso zeigt sich, dass Vollkornbrot kein „Feind“ ist – im Gegenteil enthält es Mineralstoffe, Vitamine und Ballaststoffe, die lange satt machen. Und auch Kaffee wird in Online-Videos oft als Flüssigkeitsräuber verteufelt, obwohl eine normale Tasse sogar einen positiven Nettoeffekt auf den Wasserhaushalt haben könnte.
Wichtig ist: Hinterfrage solche Ratschläge kritisch. Vergleiche mehrere Quellen und versuche eher auf renommierte Institutionen zu vertrauen (zum Beispiel nationale Ernährungsgesellschaften, WHO oder EFSA). Denn jeder kann sich auf Social Media Experte nennen.
Natürlich gibt es auch in den sozialen Netzwerken gute Quellen, nicht alle sind per se fragwürdig! Es geht einfach um einen verantwortungsbewussten Umgang mit den dort erhaltenen Informationen.
Ess-Challenges und Extremlagen
– Bloß nicht nachmachen!
Aber Social Media bietet nicht nur Mythen zu Lebensmitteln, sondern auch echte Extremtrends.
Manchmal geht es dabei nur ums Entertainment: Berühmt wurde etwa der „Mukbang“-Trend. Dabei verschlingen Menschen vor laufender Kamera riesige Portionen Essen (etwa frittierte Gerichte oder ganze Kuchen). Klingt vielleicht unterhaltsam, birgt aber Gefahren.
Solche Videos mögen zunächst unterhaltsam wirken, doch vom Nachahmen wird dringend abgeraten. Beim hastigen Verschlingen großer Mengen schaltet das Sättigungsgefühl aus – langfristig drohen dann Adipositas oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es gibt zahlreiche dokumentierte Fälle, in denen exzessives Essverhalten schwere gesundheitliche Folgen hatte.
Das Deutsche Zentrum für Ernährung mahnt: „Kein Mensch isst im Normalfall diese Portionen. … Da ist der Magen irgendwann voll“. Im Klartext heißt das: Dein Körper wehrt sich gegen solche Extremsituationen, mit Übelkeit, Völlegefühl oder Schlimmerem.
Andererseits gibt es gegenüber dem Überessen-Trend auch das genaue Gegenteil: Hashtags wie „SkinnyTok“ verherrlichen extremen Schlankheitskult und Clean Eating hetzt gegen alle verarbeiteten Lebensmittel. Auch das kann krank machen.
Dr. Bohn warnt: Diese starre Fixierung „birgt ein hohes Risiko für Essstörungen“. Sobald man sich zu sehr einschränkt und bestimmten Lebensmitteln verbietet, wächst auch die Versuchung, genau diese heimlich zu essen. Pausen und Genuss gehören zum Essen einfach dazu. Denn Essen soll auch Freude machen – nicht zum Stressfaktor werden.
Natürlich ist es mit einer Histaminintoleranz sinnvoll, auf bestimmt Lebensmittel zu verzichten. Aber auch dabei gilt, immer auf den eigenen Körper zu hören und nicht jeden Social Media Trend direkt glauben.
Du findest auf unserem Blog zahlreiche Tipps sowie Rezepte für deine Ernährungsanpassung.
So gehst du clever mit Ernährungstipps im Netz um
Damit du im Dschungel der Social-Media-Ernährungstipps einen kühlen Kopf bewahrst, haben wir hier ein paar praxisnahe Tipps für dich:
- Hinterfrage Quellen und Experten
Glaub nicht jedem Post, nur weil er hübsch verpackt ist. Frag dich: Gehört dieser Tipp zu einer seriösen Quelle? Gibt es Belege? Oft verbergen sich hinter Aussagen unzählige persönliche Meinungen, die nur den Anschein von Expertenwissen erwecken. Merk dir: Eine Aussage ist erst stark, wenn sie von anerkannten Institutionen, Therapeuten und Fachärzten getragen wird. - Achte auf Warnsignale („Red Flags“).
Sobald du Versprechen wie „Nie wieder Kohlenhydrate essen!“ oder „Nur mit diesem Superfood schlank werden“ siehst, solltest du misstrauisch werden. Extreme Pauschalurteile und unrealistische Gewichtsversprechen sind typische Angebote, die zu gut klingen, um wahr zu sein (und leider meistens genau das sind). - Vergleiche mehrere seriöse Quellen.
Lies nicht nur einen Blogpost oder schau ein Video. Informiere dich parallel auf offiziellen Webseiten: Das können nationale Ernährungsgesellschaften sein, öffentliche Gesundheitsdienste oder vertrauenswürdige Organisationen (z.B. WHO oder die EFSA). Auch Verbraucherzentralen bieten oft klar verständliche Infos zu Ernährung. Wenn alle glaubwürdigen Stellen in eine Richtung gehen, ist das ein gutes Zeichen – wenn nicht, behalte Skepsis. - Behalte das große Ganze im Blick.
Erinnere dich an einen Grundsatz aus der Ernährungswissenschaft:
„Die Dosis macht das Gift.“
Ein Stück Schokolade hier und da macht eine Ernährung nicht gleich ungesund. Viel wichtiger ist, dass du insgesamt ausgewogen isst – mit ausreichend Obst, Gemüse, Vollkorn, wenig Zucker und vorwiegend gesunden Fetten. Ein radikaler Verzicht auf ganze Nahrungsmittelgruppen kann dagegen schaden. Was für die eine Person funktioniert (z.B. Intervallfasten im Bürojob), kann für jemand anderen ungünstig sein. Höre also auf deinen Körper und passe deine Ernährung langsam an. - Bleib dir selbst treu.
Jeder Körper reagiert anders. Gerade bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Histaminintoleranz musst du Schritt für Schritt herausfinden, was dir guttut. Eine Eliminationsdiät beispielsweise ist zwar ein hilfreicher erster Schritt zur Symptomlinderung, aber sie ist keine Langzeitlösung. Sie soll dir helfen, deine eigenen verträglichen Lebensmittel zu identifizieren. Sprich am besten mit deinem Arzt oder einer Ernährungsfachkraft. - Genuss nicht vergessen.
Essen soll dir auch Freude bereiten. Wenn du ständig Angst vor allem hast oder dir nur noch Listen erlaubter Lebensmittel schreibst, bist du auf dem Holzweg. Sozialer Kontakt beim Essen, abwechslungsreiche Mahlzeiten und gelegentliche kleine Extras (z.B. ein Stück Kuchen mit Freunden) gehören dazu. Auch wenn du zumindest zeitweise viele Dinge nicht verträgst, gibt es mittlerweile immer mehr alternative Lösungen und Rezepte.
Histaminikus
Backspaß Bio
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Fazit: Lerne mit gesundem Menschenverstand
Social Media kann Spaß machen und motivieren – aber du musst kritisch bleiben. Jeder Trend birgt auch Risiken, wenn man ihm blind folgt. Nutze die Plattformen lieber, um positive Impulse zu bekommen (leckere Rezepte, neue Ideen …), aber nehme nie unangemessen extreme Tipps ungeprüft hin. Wenn du merkst, dass dich ein Ratschlag ängstigt oder dass zwei Quellen sich komplett widersprechen, halte einen Moment inne und recherchiere weiter. Je besser du informiert bist (z.B. durch unabhängige Ratgeber und Fachleute), desto weniger kannst du dich von reißerischen Posts auf Social Media verunsichern lassen. Es sei nochmal erwähnt, dass natürlich nicht alle Tipps und Empfehlungen auf Social Media per se schlecht sind! Du solltest bloß achtsam mit den Informationen umgehen. Gerade als neu Betroffener einer Histaminintoleranz fühlt man sich oft hilflos, wenn man plötzlich viele Lebensmittel weglassen soll. Aber mit Geduld, gesunden Quellen und – wenn nötig – professioneller Unterstützung kommt man in der Regel gut zurecht. Lass dich nicht von Panikmache leiten. Auf diese Weise kommst du nicht nur sicher durchs Social-Media-Dickicht, sondern auch gut durch den Alltag mit deiner Histaminintoleranz oder anderen Unverträglichkeiten.
VON BETROFFENEN FÜR BETROFFENE
Wir sind Thomas und Michaela Zinser, Gründer von Histaminikus.
Aufgrund der eigenen Histaminintoleranz von Michaela und unserem Sohn haben wir Histaminikus gegründet. Der Frust keine geeigneten histaminarmen Lebensmittel zu finden, hat uns angespornt, selbst histaminarme Lebensmittel zu entwickeln.
Wir möchten euch damit wieder ein Stück Lebensqualität zurückgeben. Schaut euch gerne bei uns um.
Herzliche Grüße
Thomas und Michaela