Gallensäureverlustsyndrom
Stell dir vor, du hast immer wieder mit Durchfällen, Blähungen und einem unangenehmen Gefühl im Bauch zu kämpfen, ohne genau zu wissen, warum. Vielleicht hast du schon verschiedene Lebensmittel weggelassen oder diverse Untersuchungen hinter dir, aber es scheint keinen klaren Auslöser zu geben. Könnte es sein, dass du unter dem Gallensäureverlustsyndrom (GSVS) leidest? Dieser Zustand ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch dein tägliches Leben stark beeinträchtigen.
Das Gallensäureverlustsyndrom ist eine Erkrankung, bei der es zu einem übermäßigen Verlust von Gallensäuren kommt. Gallensäuren sind Substanzen, die in der Leber produziert und in der Gallenblase gespeichert werden. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Fettverdauung und der Absorption von fettlöslichen Vitaminen. Nach einer Mahlzeit gibt deine Gallenblase, der Zwischenspeicher der Gallenflüssigkeit, diese in den Dünndarm ab. Obwohl die Gallenflüssigkeit größtenteils aus Wasser besteht, sind die Gallensalze die entscheidenden Helfer. Sie zerlegen Fette in winzige Partikel, sodass fettspaltende Enzyme leichter arbeiten können – ähnlich wie Spülmittel Fett auflöst. Zusätzlich neutralisiert die Gallenflüssigkeit den sauren Speisebrei aus dem Magen und hilft, unerwünschte Stoffe wie Medikamente und Bilirubin über den Stuhl auszuscheiden. Dein Körper recycelt die Gallensalze größtenteils, indem er sie im terminalen Ileum (dem letzten Abschnitt des Dünndarms) wieder aufnimmt und zur Leber zurückführt. Von den zwei bis vier Gramm Gallensalzen, die täglich zirkulieren, werden nur etwa fünf Prozent ausgeschieden. Läuft dieser Kreislauf nicht optimal, gelangen Gallensalze in den Dickdarm und können dort die unangenehmen Symptome des Gallensäureverlustsyndroms auslösen.
Ursachen für das Gallensäureverlustsyndrom
Das Gallensäureverlustsyndrom kann verschiedene Ursachen und Zusammenhänge haben:
- Häufig tritt es nach einer operativen Entfernung des terminalen Ileums auf, da dieser Bereich hauptsächlich für die Rückresorption der Gallensäuren verantwortlich ist.
- Auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn kann es zu einem Gallensäureverlustsyndrom kommen, wenn das Ileum betroffen ist.
- Eine weitere mögliche Ursache sind Funktionsstörungen der Gallenblase oder der Gallenwege, bei denen die Gallensäuren nicht korrekt ausgeschieden oder wieder aufgenommen werden können.
- Hormonelle Veränderungen, wie etwa eine Schilddrüsenunterfunktion könnte das Risiko für ein Gallensäureverlustsyndrom erhöhen.
- Unverträglichkeiten wie Histaminintoleranz und Zöliakie stehen im Zusammenhang mit einem Gallensäureverlustsyndrom, denn ein Ungleichgewicht von Gallensäuren im Darm kann die Darmflora verändern.
- Umgekehrt kann auch eine Dysbiose zu Problemen mit Galle und Leber führen.
- Die Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO) ist ebenfalls ein möglicher Auslöser.
- Auch Menschen mit Reizdarmsyndrom (RDS) zeigen häufiger Symptome, die mit einem Gallensäureverlustsyndrom in Zusammenhang gebracht werden. Neuere Studien deuten darauf hin, dass bis zu 30 % der Patienten mit Reizdarmsyndrom tatsächlich an einem unerkannten Gallensäureverlustsyndrom leiden könnten.
- Darüber hinaus gibt es Verbindungen zu Stoffwechselerkrankungen wie der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) und Diabetes mellitus. Beide Erkrankungen hängen mit einer gestörten Fettverwertung zusammen, was wiederum zu einer vermehrten Gallensäureausschüttung führen kann.
- Sonstige Ursachen: Magenoperation, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Entfernung der Gallenblase
Mögliche Symptome
Eines der Hauptsymptome des Gallensäureverlustsyndroms ist chronischer Durchfall, der oft als wässrig beschrieben wird. Dieser Durchfall kann sich nach dem Essen oder auch ganz spontan einstellen. Viele Betroffene berichten auch von Blähungen, Bauchkrämpfen und einem drängenden Stuhlgang. Durch den ständigen Verlust von Gallensäuren kann es zu einem Mangel an fettlöslichen Vitaminen (A, D, E und K) kommen, was wiederum verschiedene Mangelerscheinungen auslösen kann. Weitere mögliche Symptome:
- Müdigkeit
- Allgemeines Unwohlsein
- Abgeschlagenheit
- Fettiger Stuhl
- Haarausfall und fettiges Haar
- Juckreiz am ganzen Körper
- Hauterkrankungen wie Akne, Ekzeme und unreine Haut
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Diagnoseverfahren
Die Diagnose eines Gallensäureverlustsyndroms kann schwierig sein, da die Symptome unspezifisch sind und leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden können. Oft wird das Syndrom erst nach längerer Leidenszeit und durch den Ausschluss anderer Ursachen festgestellt. Außerdem werden die Symptome häufig auf ein Reizdarmsyndrom geschoben. Eine wichtige Methode zur Diagnose ist die Bestimmung der Gallensäuren im Stuhl. Sind die Werte erhöht, deutet dies auf einen Gallensäureverlust hin. Auch eine Blutuntersuchung kann hilfreich sein, um Mangelerscheinungen festzustellen. Eine weitere diagnostische Methode ist der SeHCAT-Test, bei dem radioaktiv markierte Gallensäuren verabreicht werden, um deren Rückresorption im Darm zu überprüfen.
Behandlung
Wenn bei dir ein Gallensäureverlustsyndrom diagnostiziert wurde, gibt es verschiedene Ansätze, wie du deine Symptome lindern kannst. Ein entscheidender Bestandteil der Therapie ist die Ernährung. Du solltest darauf achten, überwiegend fettarme Mahlzeiten zu dir zu nehmen, da Fette die Ausschüttung von Gallensäuren anregen. Wenn zusätzlich zu den Durchfällen bereits fettige Stühle auftreten, ist es ratsam, idealerweise weniger als 30 Gramm Fett pro Tag zu sich zu nehmen. Eine Ergänzung mit mittelkettigen Fettsäuren kann ebenfalls hilfreich sein, da diese vom Körper leichter aufgenommen werden können. Auch eine ausreichende Ballaststoffzufuhr kann helfen, da Ballaststoffe Gallensäuren binden und somit den Durchfall reduzieren. Hier eignen sich zum Beispiel Flohsamenschalen besonders gut. Zusätzlich ist es empfehlenswert, auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten, die deine Symptome verschlimmern, wie etwa Milchprodukte oder stark gewürzte Speisen. Du kannst außerdem Heilerde einnehmen, meistens reicht die Einnahme von 1 Teelöffel nach den Mahlzeiten. Heilerde sollte allerdings nicht zusammen mit Colestyramin oder anderen Medikamenten eingenommen werden.
In einigen Fällen kann die Einnahme von Gallensäurebindern (wie Cholestyramin) nötig sein, um die überschüssigen Gallensäuren im Darm zu binden und den Durchfall zu lindern. Diese Medikamente können jedoch auch Nebenwirkungen haben, wie etwa Verstopfung oder Blähungen, und sollten daher nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden. Ein weiterer wichtiger Punkt kann die Supplementierung von fettlöslichen Vitaminen sein, um Mangelerscheinungen vorzubeugen. Vitamin-D-Präparate, sowie Vitamin E, A und K sollten ebenfalls nur in Absprache mit deinem Arzt eingenommen werden und vorab durch ein Blutbild getestet werden. Ebenfalls von Nöten könnte die Supplementierung von Vitamin B12 sein, da dieses ebenfalls im terminalen Ilenium aufgenommen wird und sich bei einer Störung des Darms im Mangel befinden kann.
Naturheilkundliche Ansätze
Mit verschiedenen Präparaten kannst du einerseits die Gallensäuren binden und andererseits deinen Alltag erleichtern, der oft durch Durchfälle beeinträchtigt wird. Wirkstoffe, die die Gallensäuren binden, sind zum Beispiel:
- Heilerde, Tonerde
- Kaffeekohle, Birkenkohle
- Flohsamenschalen
Diese Mittel solltest du in der Regel 15 bis 30 Minuten nach der Mahlzeit einnehmen. Allerdings ist von einer Eigentherapie dringend abzuraten, da diese Mittel auch unerwünschte Wirkungen haben können. Sie sollten nur von einem erfahrenen Therapeuten nach einer ausführlichen Stuhlanalyse verschrieben werden.
Natürlich ist es nicht das Ziel, diese Mittel ein Leben lang einzunehmen. Das Ziel sollte immer sein, mit einer Schleimhaut-Therapie eine Fehlbesiedelung zu beheben und die Rückresorption der Gallensäuren durch den Dünndarm wiederherzustellen. Zur Schleimhaut-Therapie gibt es verschiedene mikrobiologische Präparate, die lysierte, also aufgelöste Bakterien in zellfreien Lösungen enthalten. Oft werden auch wässrige Konzentrate von Stoffwechselprodukten der Bakterien eingesetzt, um die Schleimhaut zu aktivieren und zu beruhigen. Im weiteren Verlauf der Behandlung können durch die Einnahme von Probiotika fehlende Bakterienstämme ergänzt werden.
Ein wichtiger Teil der Therapie ist auch die Wiederherstellung des Säure-Basen-Haushalts. Hier können gemahlene Flohsamenschalen zum Einsatz kommen, aber auch andere Ballaststoffe haben einen positiven Einfluss auf den pH-Wert des Darms, der durch die vermehrt eingespülten Gallensäuren oft gestört ist.
Pflanzenheilkundliche Ansätze
In der Pflanzenheilkunde werden krampflösende, entzündungshemmende und beruhigende Pflanzen verwendet. Bitterstoffe wie Löwenzahn, Tausendgüldenkraut und Artischocke helfen, die Verdauung anzuregen und werden vor den Mahlzeiten eingenommen. Diese Pflanzen können als Tee, Tinktur oder Pulver die Verdauung fördern und sind gut für die Gesundheit.
Das findest du in unserem Bio Bitterkräuter-Tee:
- Pfefferminzblätter
- Tausendgüldenkraut
- Fenchel grün süß
- Löwenzahnkraut
- Melissenblätter
- Kardamom
Bei Bauchschmerzen und Krämpfen hilft ein Tee mit Schafgarbe, Kamille, Kümmel und Fenchel. Auch feuchtwarme Leibwickel können wohltuend sein. Bei Durchfall kann ein Tee aus Kamille helfen. Zur Unterstützung der Leber eignet sich Mariendistel, die als Tee, Pulver oder Kapseln erhältlich ist. Um die Haut zu entlasten, hilft generell viel trinken.
Neben diesen Therapieansätzen haben wir weitere Tipps für dich, die dir helfen können, mit dem Gallensäureverlustsyndrom besser umzugehen: Wie bei den meisten Magen-Darm-Erkrankungen ist Stressreduktion dabei ein wichtiger Punkt, da Stress den Magen-Darm-Trakt negativ beeinflusst. Integriere zum Beispiel Atemübungen oder Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder autogenes Training in deinen Alltag. Auch regelmäßige Bewegung kann sich positiv auf die Verdauung auswirken und sollte Teil deines Alltags sein. Dabei musst du keine Hochleistungssportarten betreiben – schon regelmäßige Spaziergänge oder leichte Gymnastikübungen können viel bewirken. Achte zudem auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, insbesondere wenn du unter Durchfällen leidest. Wähle vorzugsweise stilles Wasser und ungesüßte Tees.
Fazit
Das Gallensäureverlustsyndrom ist eine unterschätzte und nicht sehr bekannte Erkrankung, die jedoch deutlich Auswirkungen auf die Lebensqualität haben kann. Wenn du unter chronischem Durchfall, Bauchschmerzen oder anderen unspezifischen Beschwerden leidest, könnte dies ein Hinweis auf ein Gallensäureverlustsyndrom sein. Die Diagnose erfordert ebenso wie bei Histaminintoleranz oft Geduld und eine gründliche Untersuchung, aber es gibt wirksame Maßnahmen, die dir helfen können, die Symptome zu lindern und dein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Mit der richtigen Ernährung, dem Einsatz von Gallensäurebindern und einer Anpassung deines Lebensstils kannst du viele der belastenden Symptome in den Griff bekommen und deinen Alltag wieder genießen. Vergiss nicht, dass du bei Verdacht auf ein Gallensäureverlustsyndrom immer einen Arzt aufsuchen solltest, um eine genaue Diagnose und passende Therapie zu erhalten. Nur so kannst du sicherstellen, dass du die bestmögliche Behandlung bekommst und langfristige gesundheitliche Schäden vermeidest.
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QUELLEN
VON BETROFFENEN FÜR BETROFFENE
Wir sind Thomas und Michaela Zinser, Gründer von Histaminikus.
Aufgrund der eigenen Histaminintoleranz von Michaela und unserem Sohn haben wir Histaminikus gegründet. Der Frust keine geeigneten histaminarmen Lebensmittel zu finden, hat uns angespornt, selbst histaminarme Lebensmittel zu entwickeln.
Wir möchten euch damit wieder ein Stück Lebensqualität zurückgeben. Schaut euch gerne bei uns um.
Herzliche Grüße
Thomas und Michaela