Wenn gesunde Ernährung krank macht – Leben mit Multi-Intoleranzen
Ein Beitrag von Sarah Köbele-Strauss
Sarah Köbele-Strauss ist examinierte Diätassistentin, Fachberaterin für Mikrobiom & Metabolom sowie leidenschaftliche Entwicklerin von Rezepten, die auch bei Multi-Intoleranzen gut tun und schmecken. Mit ihrem Unternehmen Bioma Balance® hat sie sich als Ernährungs- und Darm-Expertin selbstständig gemacht und begleitet seither Klienten auf ihrem Weg zu besserer Gesundheit, hält Workshops und Vorträge. Mehr zu ihr auf www.bioma-balance.com.
Ein gesunder Darm – mehr als nur Verdauung
Bereits Hippokrates wusste vor über 2000 Jahren: „Alle Krankheiten beginnen im Darm.“ Was er damals intuitiv erkannte, bestätigen heute moderne Forschungen. Der Darm ist weit mehr als ein Verdauungsorgan – er beeinflusst unser Immunsystem, unsere Psyche und unsere gesamte Gesundheit.
Unsere Vorfahren lebten noch weitgehend darmfreundlich – mit natürlichen, unverarbeiteten Lebensmitteln, viel Bewegung und wenig Stress. Doch die Industrialisierung brachte stark veränderte Essgewohnheiten mit sich: Fertigprodukte, Zucker, Zusatzstoffe und Dauerstress belasten unseren Organismus – und besonders den Darm.
Wenn der Darm rebelliert – erste Anzeichen
Viele Menschen leiden unter chronischen Beschwerden wie:
🔺 Blähungen
🔺 Kopfschmerzen
🔺 Energielosigkeit
🔺 Hautprobleme
🔺 Schlafstörungen
🔺 Verstopfung oder Durchfall
Oft werden diese Symptome als „normal“ abgetan oder mit Stress erklärt. Doch sie sind ein Hilferuf deines Verdauungssystems – und können auf Lebensmittel-Intoleranzen oder sogar Multi-Intoleranzen hinweisen.
Was sind Multi-Intoleranzen?
Von einer Multi-Intoleranz spricht man, wenn mehrere Lebensmittelunverträglichkeiten gleichzeitig auftreten – z. B. eine Kombination aus:
🔺 Laktose-Intoleranz
🔺 Fruktose-Intoleranz
🔺 Histamin-Intoleranz
🔺 Sorbit- oder Salicylat-Intoleranz
🔺 Gluten-Sensitivität
🔺 Unverträglichkeit gegenüber Oligosacchariden (FODMAPs)
Das macht die Diagnose und Ernährung extrem komplex – denn oft scheitern selbst „darmfreundliche“ Diäten an der Vielzahl an Unverträglichkeiten.
Warum gesunde Ernährung nicht immer hilft
Viele Betroffene ernähren sich bewusst, verzichten auf Zucker, Weißmehl und Zusatzstoffe – und haben dennoch Beschwerden. Der Grund: Eine vermeintlich „darmgesunde“ Ernährung kann bei einem bereits geschädigten Darm sogar zu einer Verschlechterung der Symptome führen.
Mögliche Ursachen:
🔺 Dysbiose (gestörte Darmflora)
🔺 Leaky-Gut-Syndrom (durchlässige Darmschleimhaut)
🔺 Enzymmangel, z. B. bei Laktase oder DAO
🔺 Überforderung durch zu ballaststoffreiche oder histaminhaltige Lebensmittel
Nicht jeder verträgt z. B. Sauerkraut, Hülsenfrüchte oder Rohkost – auch wenn sie theoretisch „gesund“ sind. Der Schlüssel liegt in einer individuellen, verträglichen Ernährung.
Wie entstehen Multi-Intoleranzen?
Die Entstehung ist oft schleichend. Auslöser können sein:
🔺 Antibiotika-Einnahmen
🔺 chronischer Stress
🔺 unausgewogene Ernährung
🔺 Bewegungsmangel
🔺 Infektionen oder andere Darmerkrankungen
Wenn die Darmschleimhaut geschädigt ist, können wichtige Enzyme nicht mehr gebildet werden. Der Transport von Zuckerstoffen wie Fruktose, Laktose oder Sorbit wird gestört – die Folge: Gase, Blähungen, Durchfälle, Schmerzen.
Bleiben Intoleranzen unbehandelt, können weitere hinzukommen – es entwickelt sich eine Zuckerverwertungsstörung oder sogar eine Histamin-Intoleranz, die sich systemisch auf den ganzen Körper auswirkt.
Symptome von Multi-Intoleranzen
Die Beschwerden sind vielfältig und oft diffus:
🔺 Verdauungsprobleme (Blähungen, Durchfall, Verstopfung)
🔺 Kopfschmerzen oder Migräne
🔺 Hautprobleme (Ekzeme, Akne)
🔺 Schlafstörungen
🔺 Stimmungsschwankungen, Angst, Depression
🔺 chronische Müdigkeit
Manche Patienten leiden bereits unter Nährstoffmängeln, da die Nährstoffaufnahme im Darm beeinträchtigt ist.
Der Weg zur Besserung – was du tun kannst
Wenn du den Verdacht auf eine oder mehrere Intoleranzen hast, helfen dir folgende Schritte weiter:
1️⃣ Ernährungs- und Symptomtagebuch führen
Notiere täglich, was du isst und wie du dich fühlst. So kannst du mögliche Zusammenhänge zwischen Lebensmitteln und Beschwerden erkennen.
2️⃣ Ausschlussdiät beginnen
Verzichte konsequent für einige Wochen auf verdächtige Stoffe (z. B. Laktose, Fruktose, Histamin, Gluten). Bei spürbarer Besserung ist eine oder mehrere Intoleranzen wahrscheinlich.
3️⃣ Langsame Wiedereinführung
Nach der Karenzphase können Lebensmittel langsam und einzeln wieder eingeführt werden – so lässt sich feststellen, was du verträgst.
4️⃣ Mikrobiom pflegen – aber gezielt
Eine vielfältige Darmflora ist wichtig, aber bei Multi-Intoleranzen musst du besonders achtsam sein. Zu viele präbiotische Ballaststoffe auf einmal können kontraproduktiv sein. Achte auf eine individuelle Auswahl verträglicher Lebensmittel.
5️⃣ Ganzheitliche Unterstützung
Oft helfen natürliche Maßnahmen wie:
• gezielter Darmaufbau
• Stressmanagement (z. B. Yoga, Atemtechniken)
• moderate Bewegung
• achtsames Essverhalten
Hilfreicher Begleiter:
Das Buch „Darm-Reset“
In meinem Buch „Darm-Reset“ findest du:
👉🏼 Übersichtliche Lebensmittellisten für Multi-Intoleranzen
👉🏼 Strukturierte 3-Phasen-Ernährungsstrategie (Karenz – Aufbau – Integration)
👉🏼 Alltagsnahe Rezepte für jede Phase
👉🏼 Erklärungen, Tipps und Impulse für nachhaltigen Darmaufbau
Essen trotz Einschränkungen – geht das überhaupt?
Viele Betroffene fragen sich: Was darf ich überhaupt noch essen? Die Antwort: Mehr als du denkst – wenn du weißt, wie. Eine gut geplante Ernährung bei Multi-Intoleranzen kann wieder Lebensqualität, Energie und Genuss zurückbringen.
Verzicht bedeutet nicht Verzicht auf Geschmack – mit den richtigen Rezepten und Lebensmittellisten wird dein Speiseplan wieder bunt, vielfältig und verträglich.
Fazit: Vertrauen in deinen Körper zurückgewinnen
Wenn du unter mehreren Intoleranzen leidest, fühlst du dich vielleicht oft überfordert, unverstanden oder sogar hilflos. Aber es gibt Wege aus dem Teufelskreis.
Mit dem richtigen Wissen, einem gezielten Plan und etwas Geduld kannst du deinen Darm regenerieren und wieder mit mehr Energie und Lebensfreude durchs Leben gehen. Du musst nicht perfekt essen – du musst nur passend essen.

VON BETROFFENEN FÜR BETROFFENE
Wir sind Thomas und Michaela Zinser, Gründer von Histaminikus.
Aufgrund der eigenen Histaminintoleranz von Michaela und unserem Sohn haben wir Histaminikus gegründet. Der Frust keine geeigneten histaminarmen Lebensmittel zu finden, hat uns angespornt, selbst histaminarme Lebensmittel zu entwickeln.
Wir möchten euch damit wieder ein Stück Lebensqualität zurückgeben. Schaut euch gerne bei uns um.
Herzliche Grüße
Thomas und Michaela