Muskelzucken

Fast jeder kennt sie: Diese plötzlichen, kleinen Muskelzuckungen, die man nicht steuern kann. Vielleicht zuckt plötzlich das Augenlid nach einem langen Tag am Bildschirm. Oder man liegt gerade gemütlich im Bett – und plötzlich zuckt der Arm oder das Bein, genau in dem Moment, wenn man gerade dabei ist einzuschlafen.

Solche Zuckungen können irritieren oder nerven, sind aber meist harmlos. Besonders das sogenannte Einschlaf- oder Aufwachzucken ist ganz normal. Es gehört einfach dazu, wenn das Gehirn den „Modus“ wechselt – vom Wachsein in den Schlaf oder umgekehrt. Eine Art Übergangsruckler, den das Gehirn manchmal einlegt, wenn es von einer Phase in die nächste schaltet.

Verschiedene Beschwerdebilder

Muskelzucken kann sich an den unterschiedlichsten Stellen und auf verschiedene Arten zeigen. Hier einige davon:

  • 1. Zuckungen beim Einschlafen oder Aufwachen

    Diese kurzen, plötzlichen Bewegungen – medizinisch Einschlaf- oder Aufwachmyoklonien genannt – treten bei vielen Menschen auf. Sie gehören zu einem ganz normalen Übergang zwischen Wachsein und Schlaf. In der Regel ist keine Behandlung notwendig.

  • 2. Heftige Zuckungen bei Schreck – oft familiär bedingt

    Wenn Babys oder Kleinkinder bei kleinen Reizen stark zusammenzucken, kann eine seltene, vererbbare Startle-Erkrankung dahinterstecken. Die Reaktion sieht dramatisch aus, ist aber meist ungefährlich. Sicherheitshalber sollte man zur Abklärung in den nächsten Tagen zur Kinderärztin oder zum Kinderarzt gehen.

  • 3. Zuckungen ohne klaren Auslöser – vielleicht genetisch

    Wenn Zuckungen ohne erkennbaren Grund auftreten – manchmal zusammen mit langsamen, unwillkürlichen Bewegungen – kann das auf eine vererbbare Bewegungsstörung hindeuten. Zwei Beispiele sind der essenzielle Myoklonus oder die Myoklonus-Dystonie, bei der es auch zu länger anhaltenden Muskelverkrampfungen kommt. Empfohlen wird eine neurologische Abklärung in den nächsten Tagen.

  • 4. Wiederholte Zuckungen im Gesicht oder Kopfbereich

    Grimassieren, Stirnrunzeln oder Kopfrucken – oft begleitet von plötzlichen Lauten – können Tics oder Anzeichen für das Tourette-Syndrom sein. Auch Medikamente, etwa zur Behandlung von ADHS, können solche Reaktionen auslösen. In seltenen Fällen steckt eine Form der Epilepsie dahinter. Wenn die Zuckungen gehäuft auftreten oder das Bewusstsein verändert ist, sollte noch am selben Tag ein Arztbesuch erfolgen. Ansonsten reicht ein Termin in den nächsten Wochen.

  • 5. Zuckendes Augenlid

    Ein Zucken am Auge – einseitig oder beidseitig – ist meist harmlos und tritt bei Müdigkeit oder Stress auf. Möglich ist auch ein Blinzel-Tic. Nur selten steckt Epilepsie dahinter. Falls das Zucken häufiger oder auffällig wird, sollte es ärztlich abgeklärt werden. Kurzfristig kann es helfen, die geschlossenen Augen mit den Händen zu bedecken und zu entspannen (Palmieren).

  • 6. Bewegungsdrang in den Beinen, vor allem abends oder nachts

    Das Restless-Legs-Syndrom äußert sich durch Kribbeln, Ziehen oder einen starken Bewegungsdrang in den Beinen – oft in Ruhe und besonders vor dem Einschlafen. Empfohlen wird ein Arztbesuch in den nächsten Tagen. Bewegung am Abend, Massagen oder warme Fußbäder können oft vorübergehend helfen.

  • 7. Zuckungen an Arm oder Bein ohne Bewusstseinsverlust

    Treten einzelne Muskelzuckungen isoliert an Armen oder Beinen auf, ohne dass das Bewusstsein beeinträchtigt ist, kann es sich um eine fokale Epilepsie handeln. Ein Arztbesuch sollte möglichst am selben Tag erfolgen.

  • 8. Krampfartige Zuckungen mit Bewusstlosigkeit

    Wenn der ganze Körper oder größere Körperteile rhythmisch zucken und die betroffene Person bewusstlos ist, kann das auf einen epileptischen Anfall, einen Fieberkrampf oder andere akute Zustände hinweisen. Auch Kreislaufstörungen oder Herzrhythmusstörungen können Auslöser sein. Bei Bewusstlosigkeit oder ungeklärten Symptomen sollte sofort der Notarzt gerufen werden – es sei denn, es handelt sich um eine bekannte Epilepsie mit typischem Verlauf.

  • 9. Zuckungen mit zusätzlichen neurologischen Symptomen

    Treten Zuckungen gemeinsam mit Lähmungen, Taubheitsgefühlen, Sprach- oder Sehstörungen auf, können ernste Ursachen wie ein Schlaganfall, eine Hirnblutung oder eine Entzündung des Gehirns vorliegen. Wenn zusätzlich Kopfschmerzen oder Bewusstseinstrübungen dazukommen, sollte sofort der Notarzt verständigt werden. Ansonsten sollte zeitnah eine neurologische Abklärung erfolgen.

  • 10. Zuckungen bei Diabetes – verbunden mit Unruhe oder Schwitzen

    Bei Menschen mit Diabetes können Muskelzuckungen auf eine Unterzuckerung hinweisen. Ist die Person bei Bewusstsein, hilft schnell verfügbare Zuckerzufuhr, zum Beispiel in Form von Traubenzucker oder Saft. Bei Bewusstlosigkeit sollte sofort ein Notarzt gerufen werden.

  • 11. Zuckungen beim Ausstrecken der Hände, mit Gelbsucht oder Benommenheit

    Ein auffälliges Zittern beim Ausstrecken der Arme – oft wie ein Flügelschlag – kann zusammen mit Gelbsucht und Müdigkeit auf schwere Leberschäden wie eine Leberzirrhose hinweisen. Ein Arztbesuch am selben Tag ist dringend zu empfehlen.

  • 12. Zuckungen als Nebenwirkung von Medikamenten

    Einige Medikamente – etwa Antidepressiva, Parkinsonmittel, Neuroleptika, Antiepileptika oder Mittel gegen Asthma – können Muskelzuckungen verursachen. Wenn das Medikament ärztlich verordnet wurde, sollte der nächste Arztbesuch genutzt werden, um die Beschwerden zu besprechen. Bei selbst gekauften Präparaten ist ein Absetzen und ärztlicher Rat sinnvoll.

  • 13. Zuckungen beim Absetzen von Schlaf- oder Beruhigungsmitteln

    Wer solche Medikamente plötzlich absetzt, kann Entzugserscheinungen mit Muskelzuckungen entwickeln. In diesem Fall ist eine ärztliche Begleitung notwendig. Ein Besuch in der Hausarztpraxis sollte noch am selben Tag erfolgen.

Muskelzucken und Histamin

In einer Studie haben Forschende untersucht, wie Histamin auf die glatten Muskeln in der Lungenarterie von Meerschweinchen wirkt. Diese Muskeln arbeiten automatisch, also ohne dass wir sie bewusst steuern. Sie fanden heraus, dass Histamin die Muskeln zusammenziehen lässt. Dabei verändert sich auch die elektrische Spannung an der Zelloberfläche – sie wird geringer. Das macht die Zellen aktiver, was man Depolarisation nennt. Histamin ist ein Stoff, den der Körper selbst bildet. Er wirkt als Botenstoff im Nervensystem und spielt eine wichtige Rolle bei Abwehrreaktionen. Damit Histamin wirken kann, bindet es an sogenannte Histamin-Rezeptoren – das sind spezielle Andockstellen auf Zellen. Es gibt vier Typen davon: H1, H2, H3 und H4. Die H1-, H2- und H4-Rezeptoren sind vor allem bei Abwehr- und Entzündungsreaktionen aktiv. Sie können Dinge auslösen wie:

  • Hautrötung, Nesselsucht, Erbrechen
  • Vermehrte Magensäure
  • Erweiterte, durchlässigere Blutgefäße
  • Aktivierung von Abwehrzellen

Der H3-Rezeptor wirkt eher im Gehirn. Er hilft dabei, die Ausschüttung von Botenstoffen wie Histamin, Serotonin, Noradrenalin und Acetylcholin zu steuern. Außerdem beeinflusst er den Schlaf-Wach-Rhythmus.

Um nun herauszufinden, wie genau Histamin auf die Muskelgruppe wirkt, wurden zwei Blocker verwendet: Cimetidin, der den H2-Rezeptor blockiert, und Mepyramin, der den H1-Rezeptor blockiert. Cimetidin verstärkte die Wirkung von Histamin, während Mepyramin sie abschwächte. Wenn nur Mepyramin dabei war, sorgte Histamin sogar für einen Anstieg der Spannung – eine sogenannte Hyperpolarisation. Histamin wirkte auch auf Nerven in der Nähe der Blutgefäße. Wenn diese Nerven gereizt wurden, zogen sich die Muskeln stärker zusammen – vor allem mit Histamin und Cimetidin. Mit Mepyramin wurde dieser Effekt wieder schwächer. Auch die elektrischen Signale zwischen Nerv und Muskel wurden durch Histamin verstärkt – aber nur, wenn der H2-Rezeptor offen war. Bei Blockade des H1-Rezeptors wurden sie schwächer. Andere Medikamente, die Nerven blockieren, verringerten ebenfalls die Wirkung von Histamin. Aber bei sehr hohen Histamindosen reagierten die Zellen trotzdem mit starken elektrischen Impulsen. Vielleicht kennst du Muskelzucken auch als Symptom deiner Histaminintoleranz? Viele Betroffene berichten davon.

  • Locker bleiben

    Lidzucken ist zwar nervig, aber meistens harmlos. Wer trotzdem etwas dagegen tun will, sollte vor allem eins: entspannen. Viel Schlaf, kurze Pausen bei der Bildschirmarbeit und einfache Entspannungsübungen – wie etwa autogenes Training – können schon helfen. Manchmal reicht es, zwischendurch aus dem Fenster zu schauen oder die Augen ein paar Mal in verschiedene Richtungen zu bewegen.

  • Ideen sammeln

    Unruhige Beine – das sogenannte Restless-Legs-Syndrom – sind oft belastender. Besonders abends im Bett können die Zuckungen beim Einschlafen stören oder nachts sogar aufwecken. Ein Allheilmittel gibt es nicht, aber viele Betroffene finden eigene Wege, um besser zur Ruhe zu kommen. Gute Erfahrungen gibt es zum Beispiel mit abendlichem Radfahren, Wechselduschen oder Beinmassagen. Auch das Hochlegen der Beine kann helfen. Was bei einem funktioniert, muss nicht bei allen helfen – hier lohnt es sich, Verschiedenes auszuprobieren.

  • Medikamente beachten

    Wenn du kürzlich ein neues Medikament eingenommen hast, kann das auch die Ursache für die Zuckungen sein. Sprich am besten mit deiner Ärztin oder deinem Arzt, bevor du etwas absetzt. Denn auch das abrupte Weglassen von Medikamenten kann Zuckungen auslösen – in dem Fall ist ein langsames Ausschleichen unter ärztlicher Begleitung wichtig. Ähnliche Reaktionen können auch beim Entzug von Alkohol oder Drogen auftreten.

  • Ärztlichen Rat holen

    In den meisten Fällen sind Muskelzuckungen harmlos. Es gibt aber Ausnahmen. Wenn du zum Beispiel auch Benommenheit oder Bewusstseinsstörungen bemerkst, solltest du unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Auch bei bestehenden Krankheiten wie Diabetes oder Leber- und Nierenerkrankungen können Zuckungen ein Warnsignal sein. Und selbst wenn Stress die Ursache ist: Ein Gespräch mit der Hausarztpraxis kann oft schon weiterhelfen.

Thomas und Michaela Zinser, Gründer von Histaminikus, sitzen lächelnd nebeneinander auf einer Steinstufe vor einer Backsteinmauer mit Blick auf eine Landschaft. Neben ihnen stehen mehrere Histaminikus-Produkte, darunter Gewürzdosen und Papiertüten.

VON BETROFFENEN FÜR BETROFFENE

Wir sind Thomas und Michaela Zinser, Gründer von Histaminikus.

Aufgrund der eigenen Histaminintoleranz von Michaela und unserem Sohn haben wir Histaminikus gegründet. Der Frust keine geeigneten histaminarmen Lebensmittel zu finden, hat uns angespornt, selbst histaminarme Lebensmittel zu entwickeln.
Wir möchten euch damit wieder ein Stück Lebensqualität zurückgeben. Schaut euch gerne bei uns um.

Herzliche Grüße
Thomas und Michaela

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