Herzrasen und Histaminintoleranz
Kennst du das?
Du bist hundemüde und möchtest einfach nur noch schlafen. Ganz gemütlich und ruhig, legst du dich in dein Bett. Doch kaum willst du einschlafen, fängt dein Herz an zu rasen. Es klopft dir bis zum Hals und alle Versuche, dein Herz zu beruhigen, scheitern. Du atmest tief ein und aus, aber dein Herz rast einfach weiter. Es bleibt dir nichts anderes übrig als abzuwarten bis dein Herz wieder normal schlägt und du endlich einschlafen kannst.
Seit einiger Zeit ist bereits bekannt, dass ein Überschuss an Histamin im Herzen eine Rolle bei Herzversagen und anderen harmloseren Erscheinungen wie Herzklopfen, Herzrasen und Herzrhythmusstörungen spielt. (1). Auch ein hoher oder niedriger Blutdruck kann auf ein hohes Histaminlevel zurückzuführen sein.
Aber warum ist das eigentlich so?
Es gibt vier verschiedene Rezeptoren, an die sich Histamin binden kann (H1, H2, H3, H4). Alle vier Histaminrezeptoren sind im Herzen zu finden, wobei die Rezeptoren H1 und H2 die Hauptrezeptoren sind, die an der Kontraktion und der Herzfrequenz beteiligt sind (2).
Die Bindung von Histamin an den H2-Rezeptor beeinflusst daher sowohl den Herzrhythmus (3) als auch die Kraft, mit der das Herz schlägt – also den Blutdruck (4). Histamin besitzt damit die Fähigkeit, den Herzschlag zu erhöhen.
Natürlicherweise kommt Histamin in hohen Konzentrationen im Herzen vor. Die Bindung an den H2-Rezeptor kann neben Herzrhythmusstörungen auch zu Hypotonie (niedrigem Blutdruck) und zu Flush beitragen. Einige kleinere Studien haben ergeben, dass H2-Rezeptorenblocker wie Protonenpumpenhemmer und der verschreibungspflichtige Mastzellstabilisator Natriumcromolyn bei der Vorbeugung von Herzversagen wirksam sein können (5).
Die Histaminrezeptoren im Herzen scheinen auch so beschaffen zu sein, dass sie sich gegenseitig ausgleichen, wobei der H1-Rezeptor eine Gefäßverengung und der H2-Rezeptor eine Erhöhung der Herzfrequenz und eine Gefäßerweiterung bewirkt. Dies könnte erklären, warum einige Histaminintolerante unter niedrigem Blutdruck (6), andere unter hohem Blutdruck oder unter einer Mischform von beiden leiden.
Dr. Roberto Levi (Wissenschaftler an dem Weill Cornell Medical College) erklärt, dass es wichtig ist, die Beziehung zwischen Herzrhythmusstörungen und Histamin in den richtigen Zusammenhang zu stellen. Schwere Herzrhythmusstörungen können durch die Freisetzung großer Mengen an Histamin verursacht werden, die z.B. bei einer massiven allergischen Reaktion, wie einer Anaphylaxie, auftreten. Dies liegt daran, dass zu viel Histamin die H2-Rezeptoren des Herzens stimuliert, was zu Herzrhythmusstörungen führen kann. Aber auch Herzrhythmusstörungen ohne einen anaphylaktischen Schock können Histamin-induziert sein (7).
Die Immunologin und Histaminforscherin Dr. Janice Joneja beschreibt in einem Interview, wie Histamin im Körper funktioniert:
„Histamin erfüllt unter anderem die Funktion eines Vasodilatators, d.h. es erweitert die Blutgefäße. Durch die Erweiterung der Blutgefäße wird der Widerstand des Herzens, das das Blut durch den Körper pumpt, verringert - es ist, als würde man einen Schlauch weiten und dem Wasser weniger Widerstand entgegensetzen, wenn es hindurchgepumpt wird. Es kommt also zu einer Tachykardie (=Herzrasen). Zuerst aber sinkt der Blutdruck. Das ist also die erste Histaminreaktion: Ein Blutdruckabfall, ein Anstieg der Herzfrequenz, und dann, wenn das Blut durch den Körper fließt, kommt es zu einer Errötung und dem Anstieg der Körperwärme. Und das löst natürlich das Gefühl einer Panikattacke aus. Oftmals verwechseln die Leute die Panikattacke mit einer anaphylaktischen Reaktion oder einem Herzinfarkt. Tatsächlich handelt es sich aber um einen Histaminüberschuss aufgrund der Erweiterung der Blutgefäße und des Anstiegs der Herzfrequenz. Mit einer histaminarmen Ernährung kann man solchen Panikattacken sehr gut entgegenwirken.“ (8)
Weitere Studien zeigen, dass H2-Rezeptorenblocker Herzrhythmusstörungen verhindern können. In der Studie führten eine Erhöhung der Histaminmenge sowie synthetische H2-Rezeptor-Agonisten zu noch mehr Herzrhythmusstörungen. Darüber hinaus erstellten Forscher ein Modell mit noch mehr H2-Rezeptoren in den Herzmuskelzellen, was zu einer Zunahme der Herzrhythmusstörungen führte (9).
Außerdem treten bei Patienten mit einer Mastozytose häufiger Herzrhythmusstörungen auf. Bei einer Mastozytose ist die Anzahl der Mastzellen erhöht, die bei Aktivierung große Mengen an Histamin freisetzen. (10)
Histamin hat aber nicht nur negative Auswirkungen auf das Herz, sondern durchaus auch positive. Jüngste Studien zeigen nämlich, dass Histamin eine positive Rolle beim Umbau der Herzmuskelzellen nach einem Herzinfarkt spielt. (11) Nach einem Herzinfarkt kommt es zu einem vermehrten Zelltod, wenn nicht genügend Histamin vorhanden ist. In einer weiteren Studie wurde festgestellt, dass Histamin für den Herzumbau sogar erforderlich ist. Es wurde gezeigt, dass H1-Rezeptoren und Histamin entscheidend dafür sind, dass Herzstammzellen zur Wiederherstellung von geschädigtem Herzgewebe angeregt werden. (12)
Weitere Ursachen für Herzrasen und Herzrhythmusstörungen
Doch nicht nur Histamin kann Herzrasen oder Herzrhythmusstörungen verursachen. Es gibt auch noch viele weitere Ursachen, die zu diesen Symptomen führen können.
- Hormonelle Schwankungen in den Wechseljahren, während der Periode oder in der Schwangerschaft, aber auch eine Schilddrüsenüberfunktion
- Zu viel Koffein, Nikotin, Alkohol oder Energy Drinks.
- Bestimmte Lebensmittel oder auch zu viel Salz, Zucker oder Fett
- Nahrungsmittelallergien
- Stress, Ängste, Sorgen, Depressionen
- Niedriger Blutzucker bzw. starke Blutzuckerschwankungen
- Schlafmangel und Schlafstörungen
- Erkrankungen des Herzens
Was kann man bei Herzrasen tun? Erste Hilfe-Maßnahmen
„Internisten im Netz“ schlagen folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen vor (13):
- Atme tief und bewusst, z.B. mit der 4/7/11-Regel (4 Sek. einatmen, 7 Sek. Ausatmen, 11 Minuten durchhalten). Diese Übung senkt den Blutdruck.
- Ertaste die Stelle an deinem Hals, an der du deinen Pulsschlag ganz klar spürst. Massiere nun leicht im Sitzen oder Liegen mit Mittel- und Zeigefinger die Stelle. Dies stimuliert den Karotissinusnerv und senkt die Herzschlagfrequenz.
- Halte Deine Nase wie beim Druckausgleich im Flugzeug zu und presse mit geschlossenem Mund Luft in die Nase. Halte den Druck einige Sekunden aufrecht. Eine andere Möglichkeit wäre schnell ein kaltes kohlesäurehaltiges Glas Wasser zu trinken, um ein Aufstoßen hervorzurufen. Durch beide Maßnahmen soll sich der Druck im Brustbereich erhöhen und das Herzrasen beenden.
- Bei längeren Anfällen sowie Schwindel und Schwäche muss ein Arzt gerufen werden.
VON BETROFFENEN FÜR BETROFFENE
Wir sind Thomas und Michaela Zinser, Gründer von Histaminikus.
Wir haben Histaminikus gegründet, weil wir selbst von einer Histaminintoleranz betroffen sind. Michaela leidet schon seit Kindheitstagen an einer Histaminintoleranz. Doch erst im Alter von 35 Jahren wurde es bei ihr festgestellt. Und auch unser Sohn Tim ist leider davon betroffen. Der Frust, dass es damals keine geeigneten histaminarmen Lebensmittel gab, hat uns zu dem Entschluss gebracht, selbst histaminarme Lebensmittel zu entwickeln.
Wir möchten euch damit wieder ein Stück Lebensqualität zurückgeben. Schaut euch doch auch mal auf unserer Website um. Wir haben für euch viele interessante Informationen zum Thema Histaminintoleranz. Melde dich auch gerne zum Newsletter an, damit du kein spannendes Thema mehr verpasst.
Herzliche Grüße
Thomas und Michaela