
Histamin – wie alles begann
Manchmal sind es die kleinsten Moleküle, die den größten Wirbel machen – Histamin ist genau so eines. Seine Geschichte beginnt nicht etwa mit Allergien oder Unverträglichkeiten, sondern mit reiner Neugier und Forschergeist im frühen 20. Jahrhundert.
1907 wurde Histamin erstmals synthetisch hergestellt – ein biogenes Amin, das anfangs eher unscheinbar schien. 1910 gelang es den beiden britischen Forschern Henry H. Dale und George Barger, Histamin erstmals in der Natur nachzuweisen. Sie fanden es im Mutterkornpilz, einem parasitären Pilz, der auf Getreide wächst. Damit war klar: Histamin ist nicht nur ein künstlich hergestellter Stoff, sondern kommt tatsächlich in der Natur vor. Im selben Jahr machten Dale und sein Kollege P. P. Laidlaw eine weitere bahnbrechende Entdeckung: Sie fanden heraus, dass Histamin auch ganz natürlich im menschlichen Körper vorkommt – und dass es dort wichtige Funktionen erfüllt. Parallel dazu gelang es dem deutschen Wissenschaftler Dankwart Ackermann, den Entstehungsweg von Histamin im Körper aufzuklären. Er zeigte, dass Histamin aus der Aminosäure Histidin entsteht – mithilfe eines speziellen Enzyms. Schnell zeigte sich, dass Histamin erstaunlich viele Aufgaben erfüllt.
Fast drei Jahrzehnte später, 1937, ging es mit der Forschung einen großen Schritt weiter: Daniel Bovet und Anne-Marie Staub entdeckten die ersten Substanzen, die die Wirkung von Histamin blockieren können – die sogenannten Antihistaminika. Diese Entdeckung war der Startschuss für die Entwicklung von Medikamenten gegen allergische Reaktionen. Schon wenige Jahre später, Anfang der 1940er, kamen mit Phenbenzamin und Mepyramin die ersten Antihistaminika in der Therapie zum Einsatz. In den 1950er Jahren wurde dann weitergeforscht – nicht nur im Bereich Allergien, sondern auch im Zusammenhang mit dem Nervensystem. So entstanden in dieser Zeit aus der Antihistaminforschung sogar die ersten Neuroleptika – Medikamente, die bei psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie eingesetzt werden.
Einen weiteren Durchbruch schaffte James W. Black im Jahr 1972: Er konnte zeigen, dass es verschiedene Arten von Histaminrezeptoren im Körper gibt – nämlich H1- und H2-Rezeptoren. Diese Entdeckung war entscheidend für die gezielte Entwicklung von Medikamenten, zum Beispiel bei Allergien (H1) oder Magenproblemen wie Sodbrennen (H2). Und die Geschichte ging weiter: 1983 entdeckte der französische Forscher Jean-Michel Arrang den H3-Rezeptor, der vor allem im Gehirn eine Rolle spielt – zum Beispiel bei Schlaf, Appetit oder Aufmerksamkeit. Und im Jahr 2000, im Rahmen der Entschlüsselung des menschlichen Genoms, wurde schließlich auch der H4-Rezeptor beschrieben, der bei Entzündungsprozessen beteiligt ist.
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Histaminintoleranz
Histamin ist also ein körpereigener Botenstoff, der bei Bedarf freigesetzt wird – etwa bei Entzündungen, Verletzungen oder als Antwort auf bestimmte Reize wie Pollen oder Keime. Klingt ziemlich nützlich, oder? Doch wie so oft im Körper: Es geht um Balance. Wird zu viel Histamin freigesetzt oder nicht richtig abgebaut, entsteht ein Ungleichgewicht – und genau hier beginnt die Geschichte der Histaminintoleranz. Obwohl der Begriff erst in den letzten Jahrzehnten wirklich populär wurde, gibt es die typischen Beschwerden vermutlich schon viel länger: Hautrötungen, Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme, Herzklopfen – und oft ist nicht sofort klar, was eigentlich dahintersteckt.
Schon 1965 schrieb der deutsche Mediziner Prof. Dr. Wilfried Lorenz seine Doktorarbeit über Histamin und das Enzym Histidindecarboxylase im zentralen Nervensystem und im oberen Verdauungstrakt – und legte damit den Grundstein für seine späteren Forschungen. In den späten 1980er-Jahren führte er dann ein Experiment durch: Zwei Gruppen Schweine bekamen über eine Magensonde Histamin verabreicht. Eine der Gruppen hatte zuvor einen DAO-Hemmer erhalten – also eine Substanz, die das Enzym Diaminoxidase blockiert, das normalerweise Histamin im Körper abbaut. Das Ergebnis war dramatisch: Alle Tiere dieser Gruppe gerieten in einen anaphylaktischen Schock, drei von ihnen überlebten nicht. Daraufhin wiederholte Lorenz das Experiment – diesmal gab er zusätzlich Antihistaminika vor der Histamingabe. Die Schweine blieben weitgehend symptomfrei. Damit war klar – hier steckt ein echter Mechanismus dahinter. Lorenz nannte die entdeckte Reaktion zunächst „Histaminose“. Rückblickend vielleicht nicht die beste Wortwahl, denn wie wir heute wissen, liegt das Problem meist nicht in einer übermäßigen Menge Histamin, sondern in einer verminderten Aktivität des abbauenden Enzyms Diaminoxidase (DAO). Um diese Zusammenhänge besser zu erfassen, wurde schließlich der Begriff „Histaminintoleranz“ geprägt – ein Name, der sich inzwischen weltweit durchgesetzt hat.
Schon vor den Tierversuchen von Lorenz wurde in Wien intensiv zum Thema Histamin geforscht. Im Jahr 1980 gründete Dr. Reinhart Jarisch gemeinsam mit Manfred Götz das Floridsdorfer Allergiezentrum, wo man sich ebenfalls auf Histamin spezialisiert hat. Eine der wichtigsten Erkenntnisse dieser Zeit war die Einführung der Antihistaminika-Vorbehandlung bei Allergieimpfungen – eine Maßnahme, die die Sicherheit der Allergen-Immuntherapie erheblich verbessert hat. Über die Jahre haben Prof. Lorenz und Dr. Jarisch gemeinsam dafür gesorgt, dass das damals noch weitgehend unbekannte Thema Histaminintoleranz mehr Aufmerksamkeit bekam. Was anfangs nur in Fachkreisen diskutiert wurde, fand schließlich auch seinen Weg in die breite Öffentlichkeit. In Österreich war Histaminintoleranz 2005 zum ersten Mal ganz groß auf dem Titelblatt der Österreichischen Ärztezeitung zu sehen – ein echter Meilenstein. Und schon ein Jahr später berichtete auch das Deutsche Ärzteblatt über diese bislang wenig bekannte Erkrankung.
Heute weiß man: In Österreich und Deutschland ist jeweils mindestens ein Prozent der Bevölkerung von Histaminintoleranz betroffen. Histaminintoleranz ist keine klassische Allergie, sondern ein Enzym-Ungleichgewicht. Betroffene reagieren auf histaminreiche oder histaminfreisetzende Lebensmittel besonders sensibel – und das kann den Alltag ganz schön durcheinanderbringen.
Was anfangs eine wissenschaftliche Entdeckung im Labor war, ist mittlerweile ein präsentes Thema in der Medizin und Ernährung. Die gute Nachricht: Mit Wissen, Achtsamkeit und ein bisschen Experimentierfreude lässt sich Histaminintoleranz gut in den Griff bekommen. Und wer seine persönliche Toleranzgrenze kennt, kann auch mit Histamin ein gutes Leben führen – mit ein bisschen mehr Feingefühl.
Wir als Histaminikus wollen auch heute wieder – am Tag der Histaminintoleranz - für mehr Aufmerksamkeit für diese Erkrankung sorgen und Betroffene unterstützen. Auf unserem Blog erhältst du regelmäßig umfassende Informationen rund um Histaminintoleranz. Außerdem findest du in unserem Shop viele leckere Produkte, um dein Leben und deine Ernährung mit Histaminintoleranz wieder entspannter zu gestalten.

VON BETROFFENEN FÜR BETROFFENE
Wir sind Thomas und Michaela Zinser, Gründer von Histaminikus.
Aufgrund der eigenen Histaminintoleranz von Michaela und unserem Sohn haben wir Histaminikus gegründet. Der Frust keine geeigneten histaminarmen Lebensmittel zu finden, hat uns angespornt, selbst histaminarme Lebensmittel zu entwickeln.
Wir möchten euch damit wieder ein Stück Lebensqualität zurückgeben. Schaut euch gerne bei uns um.
Herzliche Grüße
Thomas und Michaela