SIBO – Dünndarmfehlbesiedlung

Ein Beitrag von Heilpraktikerin Edda Federspiel

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Kommen dir die folgenden Aussagen bekannt vor?

  • Du leidest unter vielfältigen Symptomen im Magen-Darm-Trakt, Histaminintoleranz, unerklärlichen Schmerzen in Muskeln und Gelenken, zahlreichen Nahrungsunverträglichkeiten und Allergien, neurologischen Störungen vielleicht sogar Depressionen?
  • Du verträgst keine Prä- und Probiotika?
  • Auch auf Pflanzenstoffe und Nahrungsergänzungsmittel reagierst du oft negativ?
  • Kein Arzt kann dir weiterhelfen?
  • Alle Untersuchungen schon gemacht?
  • Darmaufbau hat auch nichts gebracht?


Dann kann es sein, dass du unter einer Dünndarmfehlbesiedlung leidest.

👉🏼 50% aller SIBO-Patienten leiden auch unter einer Histaminintoleranz!

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Was versteht man unter SIBO?

Zu einer Fehlbesiedlung des Dünndarms kann es über eingewanderte Bakterien aus dem Dickdarm kommen oder über Bakterien vom oberen Verdauungstrakt, z.B. von chron. Nasenebenhöhlenentzündungen, Kiefer- und Zahnherden oder toten Zähnen, die ständig über den Speichel Bakteriengifte in den Magen-Darm-Trakt spülen. Wenn dann noch Magensäure fehlt, um die Bakterien abzutöten, kommt es leicht zur Dünndarmfehlbesiedlung, zum sogenannten Overgroth-Syndrom (oder SIBO).

Die Bakterien im Dickdarm (ca. 1 Billion pro ml) spalten u.a. Ballaststoffe auf, während Bakterien im Dünndarm (ca. 1000 pro ml) in erster Linie für die Nährstoffaufnahme zuständig sind.

Im normalerweise bakterienarmen Dünndarm findet sich bei SIBO eine abnormal hohe Bakterienanzahl mit einer Verschiebung von grampositiven zu gramnegativen Bakterien. Diese eingewanderten Bakterien produzieren bei der Fermentation von Stärke und Ballaststoffen verschiedene Gase, nämlich Wasserstoff, Methan oder Schwefelwasserstoff. Die daraus resultierenden Beschwerden können sehr unterschiedlich sein, je nach Art der übersiedelten Bakterien. Die Symptome begrenzen sich aber nicht nur auf den Magen-Darm-Trakt, sondern reichen von Atemwegsproblemen, Stoffwechselstörungen, Nährstoffdefiziten bis hin zu neurologischen oder immunologischen Störungen! Aufgrund der vielen unspezifischen körperlichen Beschwerden bleibt SIBO oft jahrelang unentdeckt. Leider gibt es noch nicht genügend Therapeuten, die sich mit der Problematik auskennen.

Auswirkungen von SIBO

  • Magen-Darm-Trakt: Durchfall, Übelkeit, Blähungen / Blähbauch, Reflux, Rülpsen, Völlegefühl
  • Metabolische & immunologische Auswirkungen: Leaky Gut, multiple Nahrungsmittelintoleranzen, Histaminintoleranz, Allergien, Asthma, Müdigkeit/Fatigue, Gelenkschmerzen, Gewichtsverlust u.a.
  • Neurologische Symptome: Vergesslichkeit, Gehirnnebel, Kopfschmerzen, Ängstlichkeit, Panikattacken, Depressionen
  • Haut: Hautausschläge, Pickel, Nesselsucht, Ekzeme
  • Nährstoffdefizite: Vitamin B 12, Eisen, Vitamine ADEK (=fettlösliche Vitamine), Folsäure, Magnesium, Calcium u.a.

👉🏼 Man schätzt, dass in Deutschland etwa 9,5 Mio. Menschen von SIBO/IMO betroffen sind, wobei ca. 80% der Reizdarmpatienten eine Dünndarmfehlbesiedlung haben.

Ein besonders gehäuftes Vorkommen gibt es auch bei: Diabetes, Autoimmunerkrankungen, chron. Infektionen wie Borreliose und Lebererkrankungen.

3 unterschiedliche Typen von Sibo und ihre Symptome im Verdauungstrakt

Wasserstoff = small intestinal bacterial overgrowth (SIBO)

  • Durchfall, bzw. abwechselnd Durchfall und Verstopfung
  • Unterleibskrämpfe
  • Fibromyalgie

 

Methan = intestinal methanobacter overgroth (IMO)

  • Verstopfung
  • Übelkeit
  • Aufstoßen
  • Blähungen

 

Schwefelwasserstoff

  • Faulig riechende Blähungen
  • Durchfall
  • Blasenschmerzen
  • Gelenkschmerzen

Diagnostik

Sibo kann nur mittels Atemgastest diagnostiziert werden!

Bewertet wird die bakterielle Fermentation mittels Lactulose / Glucose und neuerdings auch Fruktose.

Gemessen werden Wasserstoff + Methangas. Schwefelwasserstoff kann zurzeit noch nicht bei uns gemessen werden, möglich nur in Amerika.

Vom Labor bekommt man einen Atemgastest mit genauer Beschreibung, der über 3 Stunden durchgeführt wird. Dabei wird alle 20 Minuten die Ausatemluft gemessen.

Zur Vorbereitung:
Vor dem Test muss eine besondere Diät und eine 12stündige Fastenzeit eingehalten werden

4 Wochen vorher:
keine Darmspiegelung, keine Antibiotikaeinnahme

1 Woche vorher:
keine Magensäureblocker, keine Pro- und Präbiotika, keine fermentierten Lebensmittel

1 Tag vorher:
keine Enzyme, Abführmittel, Nahrungsergänzungsmittel, Magnesium + Vitamine

Folgen von SIBO

  • Leaky Gut (durchlässiger Darm),
  • Histaminintoleranz,
  • Vitamin- und Mineralstoffmängel,
  • Motilitätsstörungen des Darms (eingeschränkte Darmbewegungen),
  • Gallen- und Leberstörungen aufgrund schlechter Absorption von fettlöslichen Vitaminen und Verlust von Gallensalzen

Ursachen von SIBO

Häufig ist eine Lebensmittelvergiftung Auslöser von SIBO oder die jahrelange Einnahme von Säurehemmern!

  • Motilitätsstörungen (Bewegungsstörungen) des Darms: bei Reizdarm, nach Schädel-Hirn-Trauma, bei Hypothyreose, Chron. Entzündungen, Diabetes, Schimmelbelastung, Sklerodermie, schwacher Vagusnerv
  • Verdauungsstörungen: Mikrobiomstörungen, chronischer Stress, Magensäuremangel, Gallensäuremangel, Enzymmangel, Störungen der Schleimhautabwehr (sekr. IgA Mangel)
  • Strukturelle Probleme = Abflußfähigkeit beeinträchtigt durch: Dysfunktion der Ileozäcalklappe (= Bauhin-Klappe = Verschlussklappe zwischen Dünn- und Dickdarm), Ehlers-Danlos-Syndrom (Hypermobilität der Gelenke), Endometriose, Narbenbildung und Verklebungen nach Bauchoperationen
  • Medikamente: Opiate, Beruhigungsmittel, Magensäure-Hemmer, Antidepressiva, Schilddrüsenmedikamente, krampflösende Medikamente
  • Stress, Toxine, Parasiten, Enzymmangel, Autoimmunerkrankungen, Schilddrüsenerkrankungen, Darmentzündungen, Hormonstörungen und andere Erkrankungen können zur Entstehung von SIBO beitragen

Sehr wichtig ist eine gute Motilität des Darms, denn sie ist Voraussetzung, dass Bakterien, Zelltrümmer, Nahrungsreste und Abfälle vom Dünndarm in den Dickdarm weiterbefördert werden. Dies geschieht erst nach 4-5 stündiger Nahrungspause oder während des Schlafes.

Alle 90 Minuten kommt es im Dünndarm zu einer natürlichen Reinigungswelle, die durch das enterische Nervensystem und das Peptidhormon Motilin ausgelöst wird. Geschieht dies nicht ausreichend (z.B. durch ständiges Essen), so verbleiben zu viele Bakterien im Dünndarm und führen zu einer Überwucherung. Die entstehenden LPS Keime spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Hohe Mengen von LPS findet man bei Personen mit höheren Anteilen von Proteobakterien und Bacteroidetes im Dick- und Dünndarm. Die Bildung bzw. Vermehrung der LPS Keime ist stark abhängig von der Ernährung sowie der Einnahme von Medikamenten (z.B. Magensäurehemmer).

LPS Keime sind die Abbauprodukte von gramnegativen Bakterien. Die dabei entstehenden Toxine können im Darm entzündliche Prozesse verursachen, und sie verringern auch die Darmperistaltik und hemmen die Reinigungswelle!

Die daraus entstehende Stressreaktion unterdrückt den dorsalen Vagusnerv (über den Rücken verlaufender Ast des Vagusnervs), der sowohl die Magensäure als auch die Nährstoffaufnahme im Darm hemmt. Außerdem kommt es zu einer Reduktion der Entgiftungsfähigkeit und der Entzündungshemmung. Diese Reaktionen geschehen im Gegensatz zum ventralen Vagus (Darm-Hirn-Achse), der die Verdauung unterstützt und fördert!

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Wie kannst du selbst testen, ob du eventuell unter SIBO leidest?

Ballaststoffe, Stärken und Fodmap-reiche Lebensmittel werden bei SIBO von Bakterien fermentiert und führen zu entsprechenden Symptomen! Dazu gehören: verschiedene Früchte, Gemüse, Nüsse, Getreide, Laktose, Zucker und Hülsenfrüchte.

Um auszutesten, ob ein SIBO bei dir vorliegen könnte, meide vorübergehend:

  • Zwiebeln, Knoblauch, Staudensellerie
  • Apfel, Pfirsich, Birne, Wassermelone, ev. auch Banane
  • Vollkornprodukte, Roggen
  • Hülsenfrüchte
  • Milchprodukte mit Laktose
  • Maissirup, Süßstoffe,
  • Nüsse & Samen
  • Rohkost, grüner Salat
  • versch. Präbiotika wie Inulin, Zichorienwurzel, FOS, GOS, Flohsamenschalen, Arabinogalactane

Sie dienen im Fall von SIBO den falschen Bakterien als Nahrung!!! Und führen hier sogar zu einer Vermehrung und somit zu einer Verschlechterung der Symptome!

Halte einen Abstand von 4 bis 6 Stunden zwischen den Mahlzeiten ein, verzichte auf Zwischenmahlzeiten und kalorienhaltige Getränke! Nimm dir Zeit fürs Essen, kaue jeden Bissen sehr gut. Solltest du auf die Nahrungsumstellung mit einer Besserung deiner Symptome reagieren, liegt wahrscheinlich ein SIBO vor.

Weitere Möglichkeiten, um die Symptome zu lindern:

👉🏼 Stress hemmt die natürliche Darmbewegung (Motilität), die notwendig ist, um die Nahrung durch den gesamten Verdauungstrakt zu transportieren. Geschieht dies nicht ausreichend, kommt es zur Obstipation (Verstopfung) mit auf Dauer weitreichenden Folgen. (Mehr Infos HIER)

👉🏼 Schlafhygiene unterstützen: Ashwagandha (hat bei manchen Menschen auch gegenteilige Wirkung!), L-Tryptophan, Magnesium, B-Vitamine, Melatonin

👉🏼 Rizinusöl-Wickel: Am besten abends vor dem Schlafengehen, Tuch mit Rizinusöl tränken, auf den Unterbauch legen, mit Plastikfolie oder einem Handtuch abdecken, mit einer großen Binde fixieren und eine Wärmflasche auflegen. Mindestens 1 Stunde einwirken lassen und nachruhen! Hilft die Darmbewegung und die Reinigungswelle zu verbessern.

👉🏼 Bauchmassage nach Dr. Nirala Jacobi

👉🏼 Atemübungen: z.B. wechselseitige Nasenatmung oder Bauchatmung

Was tun, wenn der SIBO-Test positiv ist?

Therapieoptionen

  • Elementare Ernährung nach Dr. Mark Pimentel, USA oder LOW-FODMAP-Ernährung für ca. 2-3 Wochen
  • Spezielle Antibiotikabehandlung, muss in hartnäckigen Fällen evtl. wiederholt werden (Vorsicht Herxheimer Reaktion möglich!)
  • je nach SIBO-Art: Rifaximin, Neomycin, Metronidazol - ärztliche Verordnung
  • Pflanzliche antimikrobielle Mittel für ca. 4-6 Wochen, evtl. wiederholt anwenden je nach SIBO-Art: Berberine, Oreganoöl, Neem, Knoblauchextrakt, verschiedene ätherische Öle, Wismut oder andere Wichtig: individuell ausgesuchte Mittel verwenden, je nach Verträglichkeit! Am besten mit therapeutischer Begleitung! (Vorsicht Herxheimer Reaktion möglich!)
  • Verbesserung der Darmmotilität mit Medikamenten: Ingwerpräparate, Artischockenpräparate, Iberogast Tropfen und andere, je nach Verträglickeit Stressreduktion  (siehe oben)
  • Leaky Gut Therapie (bei positivem Stuhltest)
  • Präbiotika erst nach der SIBO-Therapie. Kein Inulin und Flohsamenschalen! Sonst werden nicht nur die guten Bakterien gefüttert, sondern auch die, die wir bekämpfen wollen. Ausnahmen sind: GOS (Galactooligosaccharide), evtl. Akazienfasern (Verträglichkeit prüfen!)
  • Einsatz spezieller Probiotika, die individuell ausgesucht werden müssen
  • Mögliche Störfelder behandeln, die die Genesung verhindern: Candida, Leaky Gut, falsche Probiotika, anhaltender Stress
  • Nachbehandlungen auf längere Zeit

Die Behandlung ist sehr individuell und kann sehr langwierig sein, aber eine Heilung ist möglich, wenn man mit Ausdauer und Konsequenz dabeibleibt. Ohne einen fachkundigen Therapeuten, der die verschiedenen Behandlungen begleitet, die richtigen Prä- und Probiotika und Medikamente auswählt, kann es sehr schwierig sein und man verliert vielleicht viel Zeit mit nutzlosen oder falschen und auch kostspieligen Therapien.

Bei Auftreten von Herxheimer-Reaktionen ist es wichtig einen kompetenten Therapeuten zu haben, der weiß, wie man diesem Problem begegnet und was zu tun ist. Zu einer Herxheimer Reaktion kann es kommen, wenn durch eine Antibiotikatherapie oder eine pflanzliche Therapie massenhaft Bakterien absterben. Deren Zerfallsprodukte können zu starken Symptomen, wie z.B. Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Hautausschlägen bis hin zum Schock führen. Zum Abpuffern dieser Reaktionen helfen in weniger schweren Fällen z.B. Aktivkohle, Humin- oder Fulvinsäure, Tonerde oder andere Toxinbinder.

Ich bedanke mich bei Sabine Hofele, bei deren Onlineseminaren ich viel lernen durfte. Sie ist weltweit auf Kongressen unterwegs, um ständig auf dem neuesten Stand in Sachen SIBO, Mastzellaktivierung und Borreliose-Erkrankungen zu sein.

👉🏼 Informationen & Onlineberatungen bei Sabine Hofele (zurzeit leider Aufnahmestopp):

https://giftarm-leben.de/duenndarm-fehlbesiedlung-sibo

VON BETROFFENEN FÜR BETROFFENE

Wir sind Thomas und Michaela Zinser, Gründer von Histaminikus.

Wir haben Histaminikus gegründet, weil wir selbst von einer Histaminintoleranz betroffen sind. Michaela leidet schon seit Kindheitstagen an einer Histaminintoleranz. Doch erst im Alter von 35 Jahren wurde es bei ihr festgestellt. Und auch unser Sohn Tim ist leider davon betroffen. Der Frust, dass es damals keine geeigneten histaminarmen Lebensmittel gab, hat uns zu dem Entschluss gebracht, selbst histaminarme Lebensmittel zu entwickeln.

Wir möchten euch damit wieder ein Stück Lebensqualität zurückgeben. Schaut euch doch auch mal auf unserer Website um. Wir haben für euch viele interessante Informationen zum Thema Histaminintoleranz. Melde dich auch gerne zum Newsletter an, damit du kein spannendes Thema mehr verpasst.

Herzliche Grüße
Thomas und Michaela

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