Vom Verdacht zur Diagnose - Diagnoseverfahren bei Histaminintoleranz

Die Diagnose einer Histaminintoleranz stellt oft eine Herausforderung dar, da sie durch eine Kombination von vielfältigen Symptomen gekennzeichnet ist, die auch bei anderen Erkrankungen auftreten können. Leider sind auch die meisten Ärzte ratlos und schnell dabei, den Patienten in die "psychische Ecke" zu stellen.

Wir haben mit Herrn Prof. Dr. Storr gesprochen, wie die Histaminintoleranz am besten diagnostiziert wird. Professor Dr. Martin Storr ist ein renommierter Gastroenterologe und Internist, der am Zentrum für Endoskopie in Starnberg tätig ist. Er hat sich auf die Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen spezialisiert, insbesondere auf funktionelle Magen-Darm-Erkrankungen, Darmerkrankungen und gastrointestinale Motilitätsstörungen. Seine Forschung konzentriert sich auf verschiedene Aspekte der Gastroenterologie, einschließlich der Erforschung von Ursachen, Diagnose und Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen wie Reizdarmsyndrom, entzündlichen Darmerkrankungen und funktionellen Magen-Darm-Störungen. Professor Dr. Storr ist ebenso bekannt für seine Arbeit im Bereich der Histaminintoleranz, insbesondere in Bezug auf die Diagnose und Behandlung dieser Erkrankung. Er hat zahlreiche wissenschaftliche Artikel und Bücher zu diesem Thema veröffentlicht und ist ein anerkannter Experte auf diesem Gebiet. Eines seiner Bücher findest du auch in unserem Shop.

💬 Herr Prof. Dr. Storr, wie wird eine Histaminintoleranz in medizinischen Kreisen diagnostiziert?

„Bei einer Histaminintoleranz sind Unverträglichkeitssymptome verschiedenster Art häufige Beschwerden. Medizinisch lassen sich die Kohlenhydratmalabsorptionen wie Laktoseintoleranz, Fruktoseintoleranz und Sorbitintoleranz mit Atemtests einfach diagnostizieren. Bei Unverträglichkeiten gegenüber Zucker und Kohlenhydraten wird die Diagnostik um einen Atemtest auf Dünndarmfehlbesiedelung erweitert. Die aktuell gültige Behandlungsleitlinie diskutiert zwei weitere Beschwerdebilder, die zu den Unverträglichkeiten zählen. Diese sind die Weizen-/Glutensensitivität und die Histaminintoleranz. Für diese beiden Krankheitsbilder sind keine Atemtests oder Laborwerte etabliert, die in der Diagnostik genutzt werden können. Eine subjektive Histaminunverträglichkeit wird in der Arztpraxis häufig berichtet.

Gerade bei der Histaminintoleranz wird die Existenz des Krankheitsbildes oft in Frage gestellt. Die Medizinische Leitlinie benennt dieses Krankheitsbild aber deutlich und benennt auch diagnostische Schritte, die geeignet sind das Krankheitsbild zu erkennen. Unter Empfehlung 3-16 heißt es: "Bei anamnestischer Auslösung oder Verschlimmerung der Beschwerden durch histaminhaltige Nahrungsmittel kann eine zeitlich befristete histaminarme Diät mit anschließender gezielter Re-Exposition zur Prüfung einer zugrunde liegenden Histaminunverträglichkeit versucht werden". Ein längerfristiges Meiden von histaminreichen Lebensmitteln ist in der Folge nur bei einer gesicherten Unverträglichkeit empfohlen. Sofern allergische Symptome auftreten ist eine allergologische Diagnostik bei einem Facharzt für Allergologie empfohlen.

Darüber hinaus weist die Leitlinie darauf hin, dass bislang keine geeignete Labordiagnostik verfügbar ist, die zum Ausschluss oder zum Nachweis einer Histaminintoleranz geeignet ist. Bestimmungen von Enzymen wie der Diaminoxidase (DAO) oder von Histaminwerten in Blut und Stuhl können daher unterlassen werden. Dem aktuellen Wissensstand folgend kann die Diagnose durch eine befristete Auslassdiät, gefolgt von einer Ernährungs-Belastungsprobe erfolgen.

Diese Sichtweise besteht für Erwachsene, für Kinder hingegen steht unter Statement 16-2, dass es für eine Histaminintoleranz oder eine Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität als mögliche Differenzialdiagnosen des kindlichen Reizdarmsyndroms nur unzureichende Evidenz gibt. Genauer gesagt sprechen publizierte Daten zur Histaminintoleranz bei Kindern und Jugendlichen derzeit gegen eine Kausalität.

Vergleichbar zur gastroenterologischen Leitlinie zum Reizdarmsyndrom der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), wenn auch mit kleinen Unterschieden, ist die Sichtweise der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (DGAKI). Hier wird anstelle des Terminus Histaminintoleranz der Begriff Histaminunverträglichkeit verwendet und darauf hingewiesen, dass ein gesichertes Vorgehen zur Diagnostik einer Unverträglichkeit auf oral zugeführtes Histamin bislang nicht beschrieben ist. Auch dieser Leitlinie folgend hat die Bestimmung der Diaminoxidase-Aktivität im Blut keine diagnostische Aussagekraft und kann unterlassen werden. Dies begründet sich unter anderem damit, dass zum Histaminabbau im Körper weitere Enzyme zur Verfügung stehen und die DAO-Bestimmung in diesem Zusammenhang nicht etabliert ist.

Die diagnostisch wichtigen Schritte sind demnach die Anamnese und Facharztdiagnostik durch einen Allergologen sowie das Führen eines fachlich fundierten Ernährungs-Symptom-Tagebuchs, ggf. mit enthaltenen Belastungstabellen. Labor und Stuhluntersuchungen unter der Zielsetzung der Diagnose einer Histaminintoleranz sind nicht hilfreich. Wenn sich unter ernährungsmedizinischer Anleitung die Symptome nicht ausreichend bessern, sollte eine erweiterte diagnostische Abklärung erfolgen.

Fazit: Bei Verdacht auf eine Histaminintoleranz zunächst kühlen Kopf bewahren, ein fachlich fundiertes Ernährungs-Symptom-Tagebuch führen und einen Facharzt für Allergologie oder Ernährungsmedizin aufsuchen.“


💬 Lieber Herr Dr.Storr, vielen Dank für diese Ausführungen.

Hier nochmal die Schritte in der Übersicht – vom Verdacht zur Diagnose

1. Anamnese und Symptome: Ein erfahrener Allergologe oder Ernährungsmediziner führt eine ausführliche Anamnese durch, um die Art und Schwere der Symptome zu verstehen, insbesondere nach dem Verzehr histaminreicher Lebensmittel. Typische Symptome einer Histaminintoleranz sind z.B. Hautausschläge, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Fließschnupfen, Asthmaanfälle und Schwindel.

2. Ausschluss anderer Erkrankungen: Da die Symptome von Histaminintoleranz denen anderer Erkrankungen ähneln können, müssen andere Erkrankungen wie Nahrungsmittelallergien, andere Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Zöliakie, Reizdarmsyndrom und gastrointestinale Erkrankungen ausgeschlossen werden. Hier kannst du dich an einen Gastroenterologen oder auch Allergologen wenden.

3. Ernährungstagebuch: Ein Ernährungs-Symptom-Tagebuch kann hilfreich sein, um die Beziehung zwischen der Aufnahme histaminreicher Lebensmittel und dem Auftreten von Symptomen zu erkennen. Dies vermittelt dir einen ersten Eindruck, ob histaminreiche Lebensmittel deine Symptome hervorrufen. Einen Vordruck findest du hier auf unserer Seite.

4. Eliminationsdiät: Bei einer Eliminationsdiät ernährst du dich eine Zeitlang streng histaminarm. Damit kannst du prüfen, ob sich deine Symptome bei dieser Ernährungsweise verbessern oder gar verschwinden. Eine kleine Hilfestellung bietet dir dabei unsere Broschüre „Ab jetzt histaminarm“. Mit dieser findest du zum einen ganz leicht den Einstieg in eine histaminarme Ernährungsweise und kannst zum anderen testen, ob eine Histaminintoleranz der Auslöser deiner Symptome ist.

5. Histaminprovokationstest: Gegebenenfalls kann ein Histaminprovokationstest durchgeführt werden, bei dem Patienten eine bestimmte Menge Histamin verabreicht wird, während die Symptome überwacht werden. Bitte führe diesen Test nie alleine durch, sondern immer unter Überwachung eines erfahrenen Arztes.

6. Genetische Tests: Bei Bedarf können genetische Tests durchgeführt werden, um Mutationen in den Genen zu identifizieren, die für den Histaminabbau im Körper verantwortlich sind. Mit solch einem Test kann auch eine genetisch bedingte Histaminintoleranz festgestellt werden. Diese tritt allerdings nur sehr selten auf.

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Ist deine Diagnose gesichert, dann solltest du dich an die Ursachenforschung begeben. Denn die Histaminintoleranz ist so individuell wie auch ihre Ursachen. In einem nächsten Blogbeitrag geben wir dir eine Leitlinie zur Hand, wie du die Ursache für deine Histaminintoleranz finden kannst.

VON BETROFFENEN FÜR BETROFFENE

Wir sind Thomas und Michaela Zinser, Gründer von Histaminikus.

Aufgrund der eigenen Histaminintoleranz von Michaela und unserem Sohn haben wir Histaminikus gegründet. Der Frust keine geeigneten histaminarmen Lebensmittel zu finden, hat uns angespornt, selbst histaminarme Lebensmittel zu entwickeln.
Wir möchten euch damit wieder ein Stück Lebensqualität zurückgeben. Schaut euch gerne bei uns um.

Herzliche Grüße
Thomas und Michaela

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